Der erste Schritt ist gemacht
Von unserem Redaktionsmitglied Hanns-Georg Szczepanek
Sinntal/Schlüchtern
Die Einrichtung von Ganztagsschulen gehört nicht erst seit der Bundestagswahl zu den bildungs- politischen Top-Themen. Aus diesem Grund hat Bundeskanzler Gerhard Schröder in seiner jüngsten Regierungserklärung vier Milliarden Euro für den Aufbau von bundesweit 10000 Ganztagsschulen bis zum Jahr 2006 versprochen. Bis ein Teil dieses Geldes allerdings in Sinntal ankommt, wird wohl noch eine Menge Wasser die Sinn hinabfließen. Trotzdem wurde an der Mittelpunktschule in Sterbfritz schon mal ein Anfang gemacht.
Bislang gehört die Grund- und Hauptschule im größten Sinntaler Teilort weder zu einem Pilotprojekt noch sonst irgendeinem Sonderprogramm der Schulbehörden, das die Aufschrift Ganztagsschule trägt. Deshalb nennt Schulleiter Douglas Reinsel das in diesem Schuljahr gestartete Projekt auch Hausaufgabenbetreuung, weil damit die dahinter stehende Absicht besser ausgedrückt ist. Von den Eltern und Lehrkräften wird also lediglich das Anfertigen der Hausaufgaben begleitet. Es gibt also keinen Parallel-Unterricht oder Nachhilfestunden.
Die Initiative zu dem Betreuungsprojekt ging nach Angaben Reinsels von Schulleitung und Elternbeirat gemeinsam aus und beruht auf freiwilligem Engagement sowohl der fünf beteiligten Lehrer (ein Drittel des Lehrpersonals) als auch der Eltern. Derzeit besteht das Angebot immer dienstags und donnerstags von 13 bis 15 Uhr. Nach Schulschluss treffen sich die jeweils 15 bis 20 Schüler aus den Klassen 6 bis 8 in der Schulküche, um gemeinsam die vorher meist selbst zubereitete Mahlzeit einzunehmen. „Das wird toll angenommen“, freut sich Reinsel über dieses Projekt im Projekt, das fraglos zur guten Akzeptanz des Angebots beiträgt. Schulelternbeiratsvorsitzende Annegret Kress hofft, dass sich bald noch mehr Elternteile dazu bereit finden, an der Hausaufgabenbetreuung mitzuwirken. Dann könnten auch Schüler der Klasse 5 einbezogen oder die Hausaufgabenbetreuung gar auf mehr als zwei Tage pro Woche ausgedehnt werden.
Zur Zeit muss der nachmittägliche Rücktransport vor allem der teilnehmenden Schüler aus Weiperz, Ramholz, Vollmerz, Oberzell oder Breunings noch privat von Eltern und Lehrern organisiert werden. Doch gesonderte Busfahrten sind beim Main-Kinzig-Kreis als Schulträger bereits beantragt und werden „bis zum Jahresende sicher genehmigt sein“, ist Reinsel optimistisch. Und dies nicht allein deshalb, weil der Kreis-Schuldezernent Günter Frenz aus Sinntal kommt.
Um der Hausaufgabenbetreuung eine organisatorische sowie rechtliche Basis zu geben, will Annegret Kress noch in diesem Monat zusammen mit engagierten Eltern einen Förderverein für die Mittelpunktschule gründen, um künftig freiwillige Aktivitäten an der Schule wie zum Beispiel auch Arbeitsgemeinschaften finanziell unterstützen zu können.
Dazu gehört unter anderem die Arge Landwirtschaft und Direktvermarktung, in der zum Beispiel Äpfel gesammelt werden und daraus Apfelsaft gemacht wird, der wiederum an der Schule verkauft werden darf. Oder der geplante Kurs „Wege zum Pferd“ bei der Reitstation Zell in Weichersbach, der weniger eine Spaß-, sondern eine ernsthafte Lehrveranstaltung sein wird.
Aller Voraussicht nach wird es aber nicht mehr allzu lange dauern, bis sich die Mittelpunktschule Sterbfritz in einem Ganztagsschul-Programm des Schulamts wieder findet, denn nach Angaben von Douglas Reinsel steht Sterbfritz unter den ersten zehn Schulen auf der entsprechenden Amtsliste. In die erste Tranche dürften zunächst drei bis fünf Schulen aus dem südlichen Landkreis Aufnahme finden, doch „beim zweiten Durchgang sind wir dann dabei“.
Ein Beitrag aus den Kinzigtal-Nachrichten vom 6. November 2002